Sanierung, Restaurierung und Dachausbau eines Mehrfamilienhauses

Zug um Zug erfolgt die Sanierung und Restaurierung eines Mehrfamilienhauses in Frankfurt-Sachsenhausen. Dabei wird der Bestand restauratorisch wieder an den Originalzustand herangeführt. In Frankfurts Schifferstraße ist innen wie außen ein Schmuckstück entstanden, das alle Anforderungen an moderne Gebäude- und Wohnraumgestaltung nachhaltig erfüllt.

In Folge unsachgemäßer Sanierungsversuche der 1980er Jahre war allerdings die Bausubstanz im Dachbereich so stark geschädigt, dass der Dachstuhl erneuert werden musste. Hier entstanden zwei Maisonette-Wohnungen, die gleichermaßen der örtlichen Milieuschutz-Satzung entsprachen und der historischen Gebäudesubstanz gerecht werden wie sie auch moderne und zeitgemäße Wohnräume darstellen.

 

Wohnhaussanierung in Bildern

Historische Form – modernes Innenleben

Über einen Zeitraum von vier Jahren hat in_desgin architektur die komplette Modernisierung, Sanierung und Restaurierung dieses Mehrfamilienhauses als Architekturbüro geplant und geleitet.

Kerngedanke des gestalterischen Konzeptes ist es, den Bestand mit Fassade, Außenanlagen und Allgemeinflächen so nah wie möglich an den Ursprungszustand zurück zu führen. In der Sanierung ging es auch darum, restauratorisch behutsam mit der baulichen Originalsubstanz umzugehen. Für den größten Teil der Sanierungsarbeiten ist das gelungen. Lediglich der Dachstuhl musste aus baulichen Gründen komplett abgetragen werden. Diese Gelegenheit nutzt der Entwurf, um das Dach in seiner ursprünglich - historischen Form als Mansarddach wieder zu errichten. Grundlage dafür waren historische Planunterlagen. Mit dem Dachneubau wird der Ensemble-Charakter mit den benachbarten Gebäuden neu belebt und gestärkt. Mehr dazu weiter unten. Außerdem musste die einsturzgefährdete hofseitige Balkonanlage der östlichen Wohnungen ersetzt werden. In diesem Zug erhielten auch die westlich gelegenen Wohnungen eine zusätzliche gestalterisch angepasste Balkonanlage.

Vor der Sanierung und Restaurierung verfügte der Altbau über 7 vollwertige Wohnungen, 1 Ladengeschäft im Erdgeschoss und Zimmer mit Außen-WC im Dachgeschoss. Letztere wurden zu 2 Wohnungen mit insgesamt 220 Quadratmeter Wohnfläche ausgebaut.

Sanierung Mehrfamilienhaus Skizze Treppe

Lage und Grundstück

Das Mehrfamilienhaus steht im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen in einem historisch gewachsenen Mischgebiet. Das Eckgrundstück mit etwa 23 x 20 Metern liegt an 5 zusammentreffenden Straßen und ist städtebaulich prägnant. Trauflinie, straßenseitige Geometrie, Gebäudehöhe und die Gebäudeflucht ohne Vorgärten sind für alle umgebenden Gebäude einheitlich.

Im Osten schließt der Altbau grenzständig auf eine Wohnhaus-Zeile gleicher Höhe an. So entsteht ein Blockrand aus gründerzeitlichen Mehrfamilienhäusern. Nach Süden ist der Blockrand durch mehrere Hofdurchfahrten unterbrochen.

Substanz des Bestandes

Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Wohngebäude errichtet. Es hatte vor Sanierung und Restaurierung 4 Vollgeschosse (EG bis 3.OG) und ist unterkellert. Im 4.OG mit Dachschrägen und Gauben befanden sich 2 bewohnbare Kammern und ein Hausmeisterraum. Darüber lag ein ungenutzter Spitzboden.

Der im Wesentlichen rechteckige Grundriss folgt im Kreuzungsbereich den verschiedenen Straßenfluchten und erhält damit einen polygonalen Abschluss.

Zeichnung einfügen/Bild:
Planausschnitt Entwässerungsgesuch ‚Schifferstraße 11’ von 1894; Quelle: Historisches Stadtarchiv

Projektdaten

Planung & Bauzeit 2014-2019 (inkl. Sanierungen)
Ort Frankfurt a. M. Sachsenhausen
BGF 1.500 qm
Extras Restaurierung, Rekonstruktion Dach
Brandschutz (GK 5), Holzbauweise
Ununterbrochene Nutzung

Mansarddach: Wiederherstellung eines historischen Ensembles

Zu Beginn der Baumaßnahmen im Bestand hatte das Gebäude ein Satteldach mit komplexem, walmartigem Abschluss. Nach unsachgemäßen Sanierungsversuchen in den 1980er und 1990er Jahren sorgte ein über die Jahrzehnte steter Feuchteanfall zu irreparablen Schädigungen der Holzbauteile. Der Dachstuhl war nicht mehr zu retten.

Historische Planungsunterlagen zeigten, dass das Gebäude im Originalzustand mit einem Dachstuhl in der Geometrie eines Mansarddaches entworfen worden war. Auch das zeitgleich als „Schwester-Gebäude“ errichtete Nachbarhaus sowie weiteren 4 angrenzende Dächer weisen diese Dachform auf. Auch die nächsten drei Häuser in der angrenzenden Straße haben ebenfalls Mansarddächer.

Daher entschieden Bauherr und Planer, die ursprüngliche Dachform mit dem neuen Dach zu rekonstruieren. Dadurch wird die bestehende Dachlinie der anschließenden Nachbargebäude aufgenommen und fortgesetzt.

Die Fassade des Gebäudes ist verputzt und an den drei Straßenseiten reichhaltig mit farbig abgesetzten Sandsteinelementen geschmückt. Neben Eck-Risaliten und Fenstereinfassungen zählen hierzu auch mehrere Balkonelemente. Leider waren auch die Sandsteinelemente sowie die Balkonelemente durch unsachgemäße Sanierungsarbeiten mehr zerstört als erhalten. Mit einem erheblichen Aufwand und dank der besonderen restauratorischen Expertise von in_design architektur - Inhaberin Christine Weinmann konnten diese Elemente weitgehend wieder hergestellt werden.

Ausbau und Modernisierung

Im Zuge der Renovierungs- und Sanierungsarbeiten wurden die Wohnungseinheiten in den ersten 3 Geschossen zeitgemäß ausgestattet. Im neuen Dachgeschoss mit Mansarddach sorgt eine neue Raumaufteilung dafür, dass die bestehenden Kleinstwohnungen nunmehr großzügige Wohnungen sind. Die westliche 4-Zimmer-Dachgeschosswohnung hat eine Wohnfläche von 113 qm, die östliche 4-Zimmer-Dachgeschosswohnung eine Wohnfläche von 110 qm.

Renovierung und Neubau von Balkonanlagen

Die Balkonanlage an der östlichen Südseite wurde erneuert. Gleichzeitig erhielten auch die  westlichen Wohnungseinheiten einen Balkon. Alle Balkone haben eine Netto-Raum-Fläche (NRF nach DIN 277-1) von 2,80 qm bis 7,40 qm, beziehungsweise Flächengrößen (nach § 4 Abs. 4 WoFlV) von 1,40 qm bis 3,70 qm. Damit überschreiten sie die maximalen Größen gemäß Erhaltungssatzung nicht. Der Neubau der Balkonanlagen war auch deshalb möglich, weil das benachbarte Gebäude ebenfalls hofseitige Balkonanlagen aufweist. Damit war die Einfügung der Neubauten in die umgebende Bebauung genehmigungsrechtlich gewährleistet.

Bestand: bautechnische Eigenschaften

Typisch für ähnliche Gründerzeithäuser hat die Bestandskonstruktion massive Außen- und Innenwände, eine massive Gewölbedecke über dem Kellergeschoss und Holzbalkendecken über den weiteren Etagen. Die tragenden Wände weisen einen von oben nach unten hinzunehmenden Wandquerschnitt auf. Die Fenster entsprachen im Bestand vor der Sanierung nicht der Originalsubstanz. Sie waren alterungsbedingt gegen Fenster mit Kunststoffrahmen und Isolierverglasung ausgetauscht worden.

 

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